Einheit, Arbeit, Wachsamkeit (2009–2019) – Malte Wandel

Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Malte Wandel mit der Geschichte mosambikanischer Vertragsarbeiter*innen aus der ehemaligen DDR. In einem Handygeschäft in Maputo traf er 2007 zum ersten Mal einen „Madgerman“. Der Begriff aus dem Shangaan, einer in Süd-Mosambik verbreiteten Sprache, bedeutet „der, der aus Deutschland kommt“. Ausgehend von dieser Begegnung beginnt er 2009, nach intensiven Vorarbeiten, mit einer visuellen Langzeitrecherche: Malte Wandel fotografiert, filmt, sammelt Dokumente und zeichnet Gespräche auf. In Mosambik gründete sich in den 60ern unter Führung von Eduardo Mondlane und Samora Machel die Unabhängigkeitsbewegung FRELIMO. Nach fast zehn Jahren währenden Kämpfen erlangte das Land 1975 die Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Portugal. Machel wurde erster Staatspräsident der sozialistischen Volksrepublik Mosambik. Im Zuge des „Abkommens über Freund- schaft und Zusammenarbeit“, unterzeichnet 1979 von Machel und Erich Honecker, beschäftigte die DDR mehr als 20.000 Mosambikaner*innen zur Unterstützung der „volkseigenen Betriebe“. Mit dem Ende der DDR verloren die Vertragsarbeiter*innen wie über Nacht ihre Arbeit und damit ihre Aufenthaltsgenehmigungen. Ein Großteil sah sich gezwungen, nach Mosambik zurückzukehren. Ihren Lohn bekamen sie nie vollständig ausbezahlt – wie erst im Nachhinein bekannt wurde, nutzte die Volksrepublik Mosambik einen Teil der Gehälter zur Tilgung von Staatsschulden bei der DDR. Bis heute demonstrieren ehemalige Vertragsarbeiter*innen jeden Mittwoch auf den Straßen Maputos – in der Nähe einer Statue Mondlanes. Ihre Rückforderungen blieben bislang jedoch erfolglos. Fotografien, Filme, Archivmaterialien und Gespräche arrangiert Malte Wandel für verschiedene Ausstel- lungen immer wieder neu. Hier nähert er sich im Dialog mit Olga Macuacua und Nelson Munhequete persönlichen Erinnerungen zweier Protagonist*innen einer deutsch-mosambikanischen Geschichte, die sich bis heute fortschreibt.

Bild: In Maputo erinnert eine große Statue an Eduardo Mondlane. Foto Malte Wandel