Mai-Phuong Kollath, * 1963, Hanoi, Vietnam


Mai-Phuong Kollath kommt mit achtzehn Jahren als Vertragsarbeiterin nach Rostock. Sie erlebt die prekären und reglementierten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen. Ein Teil ihres Lohnes wird für die Regierung der Sozialistischen Republik Vietnam einbehalten, der Rest darf weder gespart noch an Angehörige geschickt werden, sondern muss in vorbestimmte Waren investiert werden.

Im Zuge der Wiedervereinigung verliert ein Großteil der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen ihre Arbeitsplätze. Sozialhilfe ist für sie nicht vorgesehen. Um in Deutschland bleiben zu können, sind sie häufig gezwungen, sich selbstständig zu machen.

Angesichts zunehmender rassistischer Anfeindungen und Übergriffe herrscht ein Gefühl der Schutzlosigkeit vor. Im Jahr 1992 brennt das Wohnheim, in dem Kollath lange lebte. Über mehrere Tage wird unter Beifall von Rostocker Bürger*innen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen belagert. Neonazis aus ganz Deutschland reisen an. Die Gewalt eskaliert, auch, weil die Polizei nicht eingreift. Am dritten Tag wird das Wohnheim „Sonnenblumenhaus“ in Brand gesteckt, ein Großteil der Bewohner*innen war zuvor evakuiert worden.

Noch in ihrem Versteck beschließen die Bewohner*innen die Gründung des Vereins „Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach“, um sich gegen Rassismus in Rostock stark zu machen. Noch heute streitet der Verein für ein öffentliches Gedenken an das Pogrom von 1992, in dem die Stimmen der Betroffenen im Mittelpunkt stehen.