Sanem Kleff, * 1955, Ankara, Türkei

Sanem Kleff erinnert daran, dass es im Westdeutschland der 80er erste Erfolge migrantischer Politik gab. Nach unseligen Diskussionen über „Gastarbeiter“ wurde erstmals über Deutschland als Einwanderungsland gesprochen. Daran knüpfte sich die Hoffnung auf ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, Anerkennung von Berufsausbildungen und Antidiskriminierungsgesetze.

Mit der Öffnung der Berliner Mauer schwindet diese Hoffnung. Die anfängliche Freude über den Mauerfall in migrantischen Communities weicht der Ernüchterung. Im vorherrschenden Klima finden die Forderungen nach Gleichberechtigung keine Aufmerksamkeit mehr. Die zunehmende rassistische Gewalt im Zuge der Wiedervereinigung erlebt Kleff auch in ihrem Beruf als Lehrerin. Klassenfahrten in den Osten Deutschlands sind für Schwarze, migrantische Schüler*innen und Jugendliche of Color eine reale Gefahr. Um Schüler*innen vor Angriffen organisierter rechter Jugendlicher zu schützen, fehlt jegliche Infrastruktur.

Heute ist Sanem Kleff Vorsitzende des Vereins „Aktion Courage“ – gegründet 1992 als Reaktion auf den gewalttätigen Rassismus und Einheitsnationalismus mit den Pogromen und Brandanschlägen in Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen. Eines der bekanntesten Projekte des Vereins ist das Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.