Peggy Piesche, * 1968, Arnstadt, DDR

Die Schwarze queere Feministin* und Wissenschaftlerin* Peggy Piesche ist in der DDR geboren und aufgewachsen.

Den Alltag in der DDR erlebt sie als durchdrungen von Rassismus. Gleichzeitig war es nicht möglich, diesen zu benennen – seine Existenz passte nicht zum offiziellen antifaschistischen Selbstverständnis der DDR und wurde entsprechend verleugnet. Dieser Rassismus zeigt sich nach dem Mauerfall in besonders gewaltvoller Weise.

Die Euphorie über die gewaltfreie Grenzöffnung kippt schnell in nationalistische Forderungen. Als Piesche an einer Demonstration vor der Stasi-Zentrale in Erfurt teilnimmt, erlebt sie, wie nicht mehr die bürgerrechtliche Forderung „Wir sind das Volk“ gerufen wird, sondern „Wir sind ein Volk“ und „Deutschland den Deutschen“.

Die Stimmung beschreibt sie als bedrohlich und ausgrenzend, weshalb sie sich aus den Demonstrationen zurückzieht. Die Nachwendezeit ist für Peggy Piesche ein Katalysator für den brodelnden Rassismus, der in der DDR tabuisiert wurde – innerhalb kürzester Zeit häufen sich in Ostdeutschland rassistische Anfeindungen und Übergriffe, in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda kommt es zu rassistisch motivierten Brandanschlägen auf Wohnheime von Vertragsarbeiter*innen, Asylsuchenden und Geflüchteten.

Ein gesamtgesellschaftlicher Widerstand gegen die alltägliche Gewalt bleibt aus. Vielmehr verbinden sich spezifisch ost- und westdeutsche Konstellationen von Rassismus und Nationalismus.